das E und S der PEST

Generation: X,Knowledge,Studies — Nikolaus Reinelt @ 17:03

Vom Zukunftsinstitut von Matthias Horx der diesjährige “Trend-Report 2006. Soziokulturelle Schlüsseltrends für die Märkte von morgen”. Futter für die nächste PEST-Analyse (Umfeldanalyse nach Politischen, Sozialen, Ökonomischen und Technologischen Faktoren). Oder “…Deutungsplastilin, das sich weiterkneten lässt und mit eigenen Denkfiguren vermengen lässt.”, wie es Peter Felixberger in seinem Beitrag bei changeX nennt.
Klingt irgendwie alles schon ganz gut. Ob ein Jahr für die Entwicklung dieser Phänomene jedoch ausreicht? Immerhin wollen nächstes Jahr die 10 Trends 2007 auch wieder publiziert werden…;-)

Trend 1: Die neue Ehrlichkeit. Nach dem Zusammenbruch der Illusionen um Fortschritt und Wachstum werden wir auf uns selbst zurückgeworfen. Dort entdecken wir persönliche Schattenseiten, Unzulänglichkeiten und Grenzen. Ernüchterung ist Kult. Das Management von Glück und Unglück wird wieder zur persönlichen Angelegenheit und den gesellschaftlichen Machtagenturen entrissen.
Trend 2: Desaster World. Eine medial inszenierte Katastrophenkultur zwingt uns, enger zusammenzurücken. Die Triebfeder: Um uns herum geht die Welt unter, aber wir halten zusammen. Was sich wiederum globale Heilsevents (Papstbegräbnis, Fußball-WM) zunutze machen, indem sie irgendwie glaubhaft machen, dass sie die kollektiven Angstzustände zu lindern vermögen.
Trend 3: Micro Economy. Die Erwerbsarbeit wird radikal individualisiert. In den neuen Nischen liegt der Strand. Arbeit heißt, konkrete Probleme lösen. Eine neue kreative Klasse ist sofort und immer dann zur Stelle, wenn irgendwo Arbeit und Ideen angefordert werden.
Trend 4: Downaging. Das subjektiv empfundene Eigenalter wird immer geringer. 50-Jährige empfinden sich als 40. Und 40-Jährige haben heute fast eine doppelte Lebenserwartung als 1970. Die Idee ist, künftig jung so spät wie möglich zu sterben. Der Aktivitätenindex wird bis ins späte Alter hochgehalten.
Trend 5: Tiger Ladies. Frauen zwischen 40 und 50 brechen auf zu neuen Ufern. Sie entledigen sich alter Rollenbilder und immer häufiger auch ihrer Männer. Sie bedienen sich im Gegenzug aus dem neuen Möglichkeitenkabinett: Jobs, Hobbys, Konsum, jüngere Männer.
Trend 6: Total Gaming. Hochkomplexe Computerspiele erzeugen Paralleluniversen, in denen die Menschen zunehmend eintauchen und verschwinden. In Zweitrealitäten wird man von den eigentlichen Anforderungen abgelenkt. Der Gaming-Markt ist einer der am schnellsten wachsenden Märkte in der Welt.
Trend 7: Opalution. Statt Generationenkrieg kommt es zur großen Verbrüderung zwischen den Generationen. Und zwar aus einem ganz pragmatischen Grund: gegenseitige Hilfe. Die Alten helfen den Jungen bei der Entlastung im Privaten (Kindererziehung), die Jungen bieten den Alten nachhaltige Handlungsfelder.
Trend 8: Der Selfness-Mann. Männer sind Opfer einer kulturellen Umdeutung: vom Ernährer zum Deppen. Der neue Mann entgeht dieser Konfusion durch Fusion – und zwar der Männlichkeit mit Weiblichkeit. Ziel ist das Erwachsenwerden jenseits geschlechtsspezifischer Macht- und Überlegenheitsspiele.
Trend 9: Smart Energy. Das Zeitalter des Öls neigt sich dem Ende zu. Der Markt reagiert mit einem Mix aus neuen und alten Energieträgern. Aus Gas und Biomasse wird Diesel. Wir tanken in Zukunft verstärkt Synfuels. So lange, bis Geowärme, Brennstoffzelle und regenerative Energiequellen das Regiment übernehmen.
Trend 10: Der andere Tod. Er findet nicht mehr in abgedunkelter Abgeschiedenheit statt, sondern wird ans helle Aufmerksamkeitslicht gezerrt. Todes-Soaps, Discount-Bestattung bis hin zum multimedialen Sterben sorgen für mehr Unterhaltungswert. Das Sterben wird in die Selbstverständlichkeit des Lebenslaufes zurückgeholt. Aus Angst vor der Katastrophe sucht man Erleichterung durch Eventinszenierung.

The DNA of Web 2.0

Interactive,Knowledge,Studies — Nikolaus Reinelt @ 12:01

Eine schöne Timeline in Sachen Web 2.0 (.pdf hier) hat bleed von De-Bug gefunden. Guter Überblick der bedeutensten Entwicklungen unter dem Schlagwort.

Your instinct may tell you that some of the DNA-like attributes of Web 2.0 have been around for some time, and in truth, many have. So why didn’t we see Web 2.0 offerings popping up years ago? Because these older attributes, while significant, weren’t enough to produce viable Web 2.0 products.

by Brandon Schauer, adaptivepath

Medien ABC 2005 bei Spiegel Online

Broadcast,Interactive,Motionpicture — Nikolaus Reinelt @ 18:15

In gewohnt amüsanter / süffisanter Weise trägt Spiegel Online die wichtigsten Schlagwörter und Medienereignisse des vergangenen Jahres im Medien ABC 2005 zusammen.
Besonders gefallen haben mir dabei

TV-EVENT, das / der (gern mit dem Zusatz: "des Jahres"): Inzwischen inflationär gebrauchte Floskel für alles, was teuer ist, u. a. der ARD-Dreiteiler "Speer und Er" (als Hitler: Tobias Moretti, der seit "Kommissar Rex" gut mit Schäferhunden kann), -> Kanzlerduell oder sogar das "TV-total-Turmspringen". "Bild" vergab das Etikett allein dreimal. Da blieb für den Sat.1-Zweiteiler "Die Luftbrücke" nur noch der Trostpreis: "Das Fernsehereignis im Advent". Man wartet noch auf den 3sat-Fronleichnam-Event des Jahrzehnts.

UNTERSCHICHTENFERNSEHEN, das: Gibt es nicht, hat es nie gegeben, wird es nie geben, da waren sich am Ende einer monatelangen Debatte alle einig. Ursprünglich thematisiert vom Allzweckwissenschaftler Paul Nolte ("Generation Reform"), populär gemacht von -> Schmidt, Harald, der den Begriff nach einigen Kalauern aber ad acta legte. Selbst angebliche U.sender wie RTL II belegten mit eindrucksvollen Statistiken, dass sie nur Eliten ansprechen.

und

DIVERSIFIKATION: Marketing-Sprech von TV-Managern für: Cash heiligt die Mittel. Besonders beliebt als zusätzliche Erwerbsquelle: Teleshopping, Hotline-Abzocke, ->Klingeltöne und Kaffeebecher-Merchandising.

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