Dass gezieltes Product Placement weit verbreitet ist in der deutschen Fernsehlandschaft, war auch vor der aktuellen Diskussion ein offenes Geheimnis. Dass hier Regelungsbedarf besteht, vor allem für die Zeit des digitalen Fernsehens, auch. Gut also, dass die Diskussion jetzt öffentlich ist. Die unklare Haltung der EU-Kommission zu diesem Punkt und die Gefahr, die von einer unbedachten Aufweichung des strikten Werbeverbots im redaktionellen Programm ausgeht, kommentiert Lutz Meier von der FTD heute sehr treffend:
"Natürlich haben die Werbekunden Angst, dass ihre Botschaften nicht mehr durchkommen. Das Publikum ist von langweiligen Spots genervt und schaltet um. Wer DVDs guckt, sich einen Festplattenrekorder oder ein Pay-TV-Abo zulegt, freut sich, dass er von Sprüchen wie „Weiß, weißer, am weißesten“ unbehelligt bleibt. Da ist es verständlich, dass die Konzerne mit ihren Produkten direkt ins Programm drängen; dass sie davon profitieren wollen, dass die Glaubwürdigkeit der Programmmacher und TVJournalisten immer noch größer ist als die ihrer Werbung. So verständlich der Wunsch ist, so wenig sinnvoll ist es, ihm nachzugeben. Die Markenartikler sollten es lieber mit interessanteren Auftritten versuchen. Und die Medienunternehmen sollten die Grundlage ihres Geschäfts schützen. Denn am Ende würde auch niemand mehr klassische Werbung schalten in einem Umfeld, das selbst zunehmend Werbung ist."
Soeben erreicht mich folgende Nachricht:
Karyn Y. Lu’s Master’s Thesis: ‘Interaction Design Principles for Interactive Television’ identifies and articulates interaction design principles for interactive television programming in the United States and elsewhere.
Chapter one presents a brief survey of the field as it stands in 2005.
Chapters two and three categorize iTV by platforms and by persistent television genres, and present representative examples for each category.
Chapter four provides an overview of existing design standards in related areas. Insights from chapters two, three, and four all serve to inform chapter five, in which Lu proposes principles for iTV interaction design by looking closely at existing designs (both deployed and prototyped), conventions, and patterns of interaction.
Lu’s analyses are rooted in visual culture and human-computer interaction design principles, and the design principles offered are abstracted from the applications which have been analysed within this framework.
Size: 6.7 Megabytes
Acrobat Format
Available to download for free in the Broadband Bananas ‘Resources’ Section
http://www.broadbandbananas.com/resources.html
Während in den USA die Zahl der Internetnutzer mit Breitbandzugängen, die einen Film aus dem Web heruntergeladen haben, um das fünfache gewachsen ist, halten sich die Majors mit Angeboten zum Download ihrer Produkte nach wie vor zurück. Einzelnen Initiativen wie Clickstar mangelt es bislang aufgrund fehlender Zulieferer an Attraktivität. Dies wird zumeist mit fehlenden Schutzmechanismen begründet. Der Hauptgrund dafür dürfte jedoch in der immensen Umsatzgröße des DVD-Geschäftes liegen. Allein in den USA werden über 15 Milliarden Dollar durch die Auswertung per Scheibe eingenommen. Ebenfalls ein Zuwachs um das fünfache. Nun hat sich das Wachstum in den letzten Monaten deutlich veringert. Der starke Einfluß der Filmpiraterie auf die Nutzung im Home Cinema Bereich lässt sich schwerlich leugnen, wie sich schon aus der schieren Anzahl an illegale verfügbaren Kopien ablesen lässt.
Top Ten der illegal abrufbaren Kinofilme Durchschnittliche Verfügbarkeit im Netz in der Woche bis 5. Juli |
Filmtitel |
Anzahl |
1. Star Wars: Episode 3 – Die Rache der Sith |
709 918 |
2. Madagascar (Zeichentrick) |
685 604 |
3. Mr. & Mrs. Smith |
684 021 |
4. Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich |
672 996 |
5. Batman Begins |
672 186 |
6. The Longest Yard |
651 516 |
7. Robots |
644 927 |
8. Die Unglaublichen (Zeichentrick) |
644 191 |
9. Aviator |
642 424 |
10. Krieg der Welten |
619 159 |
Quelle: Big Champagne, Financial Times Deutschland vom 12.07.05
Als einzige Strategie dabei auf Abschreckung durch überzogene Kampagnen und Klagewellen zu setzen ist dabei aber sicherlich falsch. Der boomende legale Musikdownload mit iTunes und Konsorten hat es gezeigt: Man muß einem Angebot – ob legal oder nicht – ein mindestens so attraktives Konkurrenzangebot entgegensetzen, um zumindest anteilsmäßig an einem solchen Hype partizipieren zu können, zumal bei Filmen noch von einem höheren Sammelwert als bei schnell konsumierter Wegwerf-Musik ausgegangen werden kann. Differenzierte Geschäftsmodelle (Collectors Box, Premium oder Standard-Edition) sind bekannt und implementiert. Die Digitalisierung öffnet dem Konsumenten die Pforten zum multimedialen Kaufhaus, aber auch zum Sammelrausch. Verkürzte Zeitspannen im Verwertungszyklus werden den Zuschauern künftig die Entscheidungsfreiheit lassen, in welcher Form sie ein Filmprodukt konsumieren wollen. Die Filmbranche sollte sich rechtzeitig Gedanken machen, ob sie weiter auf Abschöpfungs- und Abschreckungsstrategien setzt, wie es in der Musikbranche mit den bekannten Ergebnissen versucht wurde, oder ob sie die Zeichen der Zeit erkennt, und die Zukunft als Innovator selbst mitgestaltet. Mit einer ausgewogenen Strategie zwischen Aufklärung, Schutz und attraktiven Angeboten. Und das am besten, bevor ihr gesamter Stock im Selbstvertrieb auf privaten Festplatten und gebrannten DVDs gelandet ist.