Kavaliersdelikt Schleichwerbung?
Dass gezieltes Product Placement weit verbreitet ist in der deutschen Fernsehlandschaft, war auch vor der aktuellen Diskussion ein offenes Geheimnis. Dass hier Regelungsbedarf besteht, vor allem für die Zeit des digitalen Fernsehens, auch. Gut also, dass die Diskussion jetzt öffentlich ist. Die unklare Haltung der EU-Kommission zu diesem Punkt und die Gefahr, die von einer unbedachten Aufweichung des strikten Werbeverbots im redaktionellen Programm ausgeht, kommentiert Lutz Meier von der FTD heute sehr treffend:
"Natürlich haben die Werbekunden Angst, dass ihre Botschaften nicht mehr durchkommen. Das Publikum ist von langweiligen Spots genervt und schaltet um. Wer DVDs guckt, sich einen Festplattenrekorder oder ein Pay-TV-Abo zulegt, freut sich, dass er von Sprüchen wie „Weiß, weißer, am weißesten“ unbehelligt bleibt. Da ist es verständlich, dass die Konzerne mit ihren Produkten direkt ins Programm drängen; dass sie davon profitieren wollen, dass die Glaubwürdigkeit der Programmmacher und TVJournalisten immer noch größer ist als die ihrer Werbung. So verständlich der Wunsch ist, so wenig sinnvoll ist es, ihm nachzugeben. Die Markenartikler sollten es lieber mit interessanteren Auftritten versuchen. Und die Medienunternehmen sollten die Grundlage ihres Geschäfts schützen. Denn am Ende würde auch niemand mehr klassische Werbung schalten in einem Umfeld, das selbst zunehmend Werbung ist."
Die Welt schreibt heute:
Umfrage: Schleichwerbung ist den Zuschauern egal
Nach einer Umfrage ist die Aufregung um Schleichwerbung im Fernsehen den meisten Fernsehzuschauern “egal”. Wie die auftraggebende TV-Zeitschrift “auf einen Blick” dazu am Freitag mitteilte, sei Schleichwerbung der Hälfte der Befragten “in diesem Jahr noch gar nicht aufgefallen”. Ein Drittel der Befragten (30 Prozent) habe die Meinung geäußert, daß Produktplazierungen zur Finanzierung teurer Sendungen erlaubt sein sollten. Dies habe eine repräsentative Emnid-Umfrage mit 1003 Befragten über 14 Jahren erbracht.